Die
einwandfreie Funktion beider Beine war elementar für die Verbreitung
des Homo sapiens über die Kontinente. Gleichwohl gab es schon zu
Urzeiten Fehlstellungen
oder Verletzungen des Beinskelettes. Das prähistorische Wissen um das
Einrenken von Gelenken und die Schienung von Knochen war
schon damals bereichert durch „übungstherapeutische
Kenntnisse“, die zur Wiedergewinnung der
Gelenkfunktionen dienten. Bewegung und körperliche Ertüchtigung konnte
die Heilung nicht nur unterstützten, sondern auch vor Krankheiten
schützen sowie die gesunde Entwicklung der Kinder fördern. Bereits
Hippokrates empfahl als medizinische Behandlung „reichlich Sport wie Laufen, Ringkämpfe, schnelle
Spaziergänge oder Märsche während der Nacht“. Für
ihn bildete die sportliche Betätigung eine wesentliche Grundlage der
Therapie, wenn sie wohl dosiert angewendet wurde.
Auch
in Deutschland waren Fehlstellungen noch vor hundert Jahren zahlreich
anzutreffen. Damals säumten „Behinderte
und Krüppel“ das Straßenbild.
Der
Behindertensportverein Nordhorn nahm die Empfehlung von Hippokrates auf
und führte am 06. April 1959 den ersten Schwimmübungsabend im
Nordhorner Hallenbad durch. Seit Juni 1959 fanden die Schwimmabende
dann regelmäßig - zunächst mit Versehrten aus Rheine - statt. Ab April
1960 stand die Schwimmhalle dem Verein dann für jeweils 1 Stunde
wöchentlich allein zur Verfügung.
Dazu
schrieb ein nichtversehrter Beobachter:
„Behände zieht sich ein
Oberschenkelamputierter die Stahlleiter zum Drei-Meter-Brett empor,
hüpft auf das Sprungbrett und stellt lakonisch fest: „Viel zu hart!“.
Mit einiger Anstrengung dreht er die regulierende Rolle nach vorne und
startet zu einem neuen Versuch. Angefeuert von seinen Freunden schnellt
der versehrte Sportler zu einem anderthalbfachen Salto vorwärts vom
Brett. Das Springen ist der erste Teil der wöchentlichen Übungsstunde
des Nordhorner Versehrten-Sportvereins. Gymnastik im Wasser und am
Beckenrand, Schwimmen und Korbball ergänzen das Programm.“
Das
ist bis heute so geblieben, nur das Springen vom Drei-Meter-Brett wird
nicht mehr durchgeführt.
Im
Oktober 1970 begann dann die Aktion „Goldener
Fisch“. Ziel dieser Übung, die sich über 30 Abende erstreckt,
ist es, die Ausdauer und Kondition der geistig und körperlich
behinderten Teilnehmer zu stärken und sie sicher zu machen. An diesem
Wettbewerb nehmen auch Behinderte teil, die erst vor einiger Zeit das
Schwimmen während eines Lehrgangs im Verein erlernt haben.
Im
Nichtschwimmerbecken wird Wasserkorbball gespielt, manchmal mit „Haken
und Ösen“. Die Spielregeln wurden hier erstellt und vom Deutschen
Behinderten-Sportverband anerkannt. Dieses 2 x 7 Minuten dauernde Spiel
ging seinen Weg von Nordhorn aus durch ganz Deutschland – wenn nicht
sogar Europa – und gilt als eines der beliebtesten Spiele für
Behinderte im Wasser.
Gespielt
wird mit zwei Mannschaften mit je 6 – 10 Spielern. Die Spieler beider
Mannschaften halten sich mit mindestens einer Hand am Beckenrand auf
ihrer Seite fest. Sobald der vom Schiedsrichter in die Mitte des
Beckens geworfene Ball die Wasseroberfläche berührt, beginnt das Spiel.
Wenn eine Mannschaft den Ball mit vollem Umfang in den gegnerischen
Korb geworfen oder gelegt hat, bekommt sie einen Punkt. Behinderung des
Gegners, der nicht im Ballbesitz ist, Wegreißen von
Ausrüstungsgegenständen des Gegners und Tätlichkeit (schlagen, klemmen,
festhalten usw.) werden mit einem Freistoss geahndet.
Hauptziel
dieser Übung ist die Stärkung der Bein- und Armmuskulatur sowie der
Ausdauer, Kondition und Sicherheit der Behinderten.
Es
ist ein langwieriger Prozess, aber wir bemühen uns, dem einzelnen
Behinderten in jeder Beziehung zu helfen, zu unterstützen und ihn
wieder ein Stück weiter in unsere Gesellschaft zu integrieren.
Wir
halten uns dabei an den Ausspruch von Udo Graf Eulenberg:
„Der Sport gibt den Körperbehinderten neue Lebensfreude und hilft Ihnen oft mehr als alle Medikamente.“